Schnipsel aus der Ortsgeschichte: Kirmes damals | Aktuelle Nachrichten und Informationen

Das Patrons-Fest und das Kirchweihfest in früheren Zeiten

Schnipsel aus der Ortsgeschichte: Kirmes damals

Das Kirchweihfest (S. 327)

Schon seit einigen Jahren bereitet die weltliche Feier der Kirmes, die immer abwechselnd von einem Wirt in Schellenberg (Gezanjusde) oder einem Wirt in Hellenhahn (Millerch – später Gasthaus Roth) ausgetragen wurde, Probleme. Gestiegene Personalkosten mögen zu diesen Schwierigkeiten beigetragen haben. Aber auch die bei vielen Jugendlichen in Mode gekommene Zerstörung der Biergläser, die ja in der Vielzahl, auch einen beachtlichen Kostenfaktor darstellen, trüben die Stimmung der Wirte, sich für die aufwendige Durchführung des Kirmesfestes einzusetzen. Das war in früheren Jahren ganz anders.

Das Patrons-Fest und das Kirchweihfest in früheren Zeiten (S. 329)

Der erste Augustsonntag wird in Hellenhahn-Schellenberg als „Patronsfest“ gefeiert. St. Petrus in Ketten ist der Kirchenpatron unserer Kirche. Mindestens seit 1850 wird dieser Tag dem Kirchenpatron St. Petrus in Ketten gewidmet und gefeiert. Früher war es ein Festtag im Kirchenjahr, an dem mehrere Geistliche aus den Nachbargemeinden ein Leviten-Amt zelebrierten (bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts), das von den Gläubigen der Gemeinde und den Besuchern aus nah und fern mitgefeiert wurde. Die Gemeindemitglieder hatten sich in den Tagen vor dem Patronsfest durch das Sakrament der Beichte intensiv darauf vorbereitet. Da immer starker Andrang von Beichtwilligen herrschte, wurde die Beichte stets von bis zu drei Geistlichen abgenommen. Immer entstanden lange Wartezeiten für die beichtwilligen Gläubigen. Beim Gottesdienst war die Kirche restlos gefüllt. Viele Gläubige mussten wegen Platzmangels auf den Treppen zur Empore und unten im Turm dem Gottesdienst beiwohnen.

In vielen Haushalten gehörte ein gründlicher Hausputz zum Patronatsfest. Außerdem wurde gebacken, eventuell neue Kleider gefertigt und vieles andere mehr, um das Fest würdig begehen zu können.

Wenn möglich, trugen Gesangverein und Musikkapelle zur Gestaltung des Gottesdienstes bei. Die zugereisten Gäste blieben meist bis nach dem Kirmesmontag in den Familien. Da die Kirmes am ersten Sonntag im August gefeiert wird, war der Aufenthalt meist nicht allzu lange. (Sollte der 1. August auf einen Sonntag fallen, findet die Kirmes am darauffolgenden Sonntag statt).

Am Kirmessamstag stellten junge Männer nachmittags um vier Uhr den Kirmesbaum auf. Diesen Vorgang ließen sich in der Regel viele neugierige Zuschauer in Schmittches und Fienese Hof, sowie beim Hibbeljubb und auf der Neustädter Straße nicht entgehen. Für die meisten Dorfbewohner war damit der Kirmessamstag gehalten. Für die aktiv Beteiligten jedoch stellte der jeweilige Wirt einige Stiefel Bier bereit, die oft Anlass waren, dass einige dieser jungen Männer zu später Stunde mit einem gehörigen Rausch heimwärts wankten.

Der Kirmessonntag begann mit einem feierlichen Hochamt in der überfüllten Pfarrkirche. Die während der Nachmittagsandacht ebenfalls überfüllte Kirche leerte sich nach dem sakramentalen Segen. Fast alle Gläubigen stellten sich vor der Kirche hinter der Musikkapelle auf und marschierten unter deren Klängen zum Tanzplatz in Schellenberg bei „Gezanjusde“ oder in Hellenhahn bei „Millerch Kilian“.

Dort wurden „die drei Ersten“ getanzt - eine Polka, ein Rheinländer und ein Walzer. Anschließend ging man nach Hause, um mit der ganzen Familie und den noch anwesenden Gästen Kaffee zu trinken und Kuchen zu essen, der am Tage vorher im „Bagges“ gebacken worden war. Bei den damals überwiegend kinderreichen Familien war es nicht selten, dass mehr als zehn Personen am Tisch saßen.

Nach dem Kaffee ging es dann auf den Kirmesplatz. Die Aktivitäten auf dem Kirmesplatz wurden durch die Esspause um 19 Uhr unterbrochen. Neugierige Tanten stellten dabei schon fest, ob dieser oder jener ein (das) Mädchen zum Essen mit nach Hause nahm (Kermesmensch oder Kermeskerl). Der Kirmessonntag ging nach der Esspause weiter, bis die Musik den Kehraus spielte.

Am Kirmesmontag war morgens um acht Uhr Gottesdienst für die Pfarrgemeinde. Auch dieser Gottesdienst fand in der wieder überfüllten Pfarrkirche statt. Nach dem Segen formierte sich vor der Kirche eine lange Prozession hinter dem Prozessionskreuz und der Blaskapelle, um zum Friedhof zu gehen. Auf dem Friedhof gedachte unser Pfarrer der Verstorbenen und mahnte dabei die Gläubigen, auch in der Freude der Kirmestage die verstorbenen Angehörigen nicht zu vergessen. Nach der Gräbersegnung löste sich die Versammlung auf, und man begab sich nach Hause, um zu frühstücken.

Nach dem Frühstück ging man, je nach Alter, zum Frühschoppen auf die Kirmes oder verbrachte den Tag als Freizeit. Gearbeitet wurde am Kirmesmontag nur in wetterbedingten Notfällen. Etwa um 11 Uhr am Kirmesmontag formierte sich der Kirmesmontagszug, um dem jeweiligen Bürgermeister, dem Pfarrer und dem Lehrer in der Schule ein Ständchen zu bringen. Die so Geehrten bedankten sich mit vielen schönen Worten und einem Obulus bei der Musikkapelle. Der Zug endete wieder auf dem jeweiligen Kirmesplatz in Hellenhahn oder in Schellenberg.

Dieser Brauch wurde in Hellenhahn-Schellenberg bis in die siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts ausgeübt.

Die Nachkirmes am darauffolgenden Sonntag gestaltete sich ähnlich wie am 1. Kirmessonntag. Wieder ging der Kirmeszug von der Kirche nach der Nachmittagsandacht zum Kirmesplatz. Man tanzte „die drei Ersten“, und das weitere Prozedere glich dem des vorherigen Sonntags. Nur wenn der Kehraus gespielt wurde, fing ein fürchterliches Trauergeheul an. In Form einer Prozession gingen die aktiv Kirmesfeiernden zum Säuplatz, um dort die Kirmes zu begraben. Als Symbol beerdigten sie dort eine Flasche Schnaps, nicht ohne dieselbe vorher leer getrunken zu haben. Nach weiteren Bekundungen über die nun vergangene Kirmes löste sich die „Trauergesellschaft“ beim anbrechenden Morgenlicht auf.