Schnipsel aus der Ortsgeschichte | Aktuelle Nachrichten und Informationen

„Pfarrhafer“ (zweite Hälfte des 19. Jahrhundert)

Schnipsel aus der Ortsgeschichte

Die Abgabe von Naturalien an das Pfarramt St. Petrus in Ketten war ein Teil der Besoldung von unserem jeweiligen Pfarrer. Bei der Ablieferung der Pfarrhafer, die immer um Martini herum erhoben wurde, waren der Kirchenrechner und noch ein oder zwei Männer des Dorfes als Helfer dabei. War die abgelieferte Frucht gut, sauber, und trocken, wurden dem Lieferer ein oder zwei Halbviertelchen Kornschnaps ausgeschenkt.

Gewissermaßen als Dankeschön des Pfarrers an seine Schäflein.

Für den Kirchenrechner und seine Helfer wurde der Tag unter Umständen sehr lange, denn sie mussten ja auf das Wohl des abliefernden Gemeindemitgliedes des öfteren ein Halbviertelchen (oder zwei) mittrinken.

Erst Ende der sechziger Jahre wurden diese Sonderleistungen durch Bischöflichen Erlass eingestellt. Der damalige (erste) Pfarrgemeinderat, bestehend aus Vertretern aller drei Kirchengemeinden und der Kirchenvorstand von St. Petrus in Ketten hatten in einem Schreiben an das Ordinariat die ungleiche Behandlung von Angehörigen der Pfarrei St. Petrus in Ketten im Vergleich zu den Gläubigen anderer Pfarreien geschildert und um Abhilfe gebeten. Diesem Ansinnen wurde unverzüglich stattgegeben.

S. 56-57 der Ortschronik von Hermann Hering, 2012